New Work by Frederic Laloux

New Work ist eine Bewegung für neue Organisationsformen jenseits klassischer Hierarchien. Der Belgier Frederic Laloux hat sie (mit)geprägt.

28.05.2020

  Frederic Laloux - Photo by Freunde von Freunden, Robert Rieger   Frederic Laloux - Photo by Freunde von Freunden, Robert Rieger
Frederic Laloux - Photo by Freunde von Freunden, Robert Rieger

Reinventing Organizations heisst das Buch des belgischen Organisationsberaters Frederic Laloux, das den Belgier zum Vordenker der weltweiten New Work Bewegung gemacht hat. 2014 erschienen, ist es mittlerweile zu einem Standardwerk für innovative Formen der Unternehmensorganisation avanciert. Unternehmen, so eine zentrale These des ehemaligen McKinsey-Partners, würden oft immer noch am Reissbrett wie Maschinen entwickelt. Die in ihnen arbeitenden Menschen seien in diesem Denken nichts weiter als eine Ressource, die man als Input optimal einsetzen müsse.
 
Doch dieses veraltete Denken wird durch ein Paradigmenwechsel infrage gestellt: Mehr und mehr Organisationen verstehen sich heute als lebendige Organismen. Mit diesem Umdenken einher gehen neue Strukturen: Statt auf die traditionelle Machtpyramide zu setzen, nutzen die Unternehmen vernetzte Formen von Selbstführung. Die Annahme dabei ist, dass unter heutigen Bedingungen dezentrale und netzwerkartige Systeme erfolgreicher als hierarchische Organisationen agieren, da sie Komplexität besser verstehen und bewältigen. Statt stetig zu planen und zu kontrollieren, so Laloux’ Vorschlag, sollten Unternehmen sich eher dem Wahrnehmen und Ermöglichen widmen: «Sense and Respond» lautet das Motto, und nicht länger «Predict and Control». 
 
Die Mitarbeitenden erhalten dementsprechend weitreichende Entscheidungskompetenzen und agieren nach eigenem Ermessen im Sinne der Organisation. Das Management ist angehalten, die eigenen Teams in der Entwicklung von Neuem zu unterstützen und zu fördern. Die Grundlage dafür ist für Laloux, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden anders zu begreifen lernen: Ein ganzheitliches Menschenbild steht im Vordergrund. Nur wenn alle Beteiligten nicht länger permanent eine professionelle Maske tragen müssen, können sie auf ihre Kreativität, Energie und Leidenschaft zurückgreifen.
 
Vermögen Unternehmen diesen Wandel zu vollziehen, so ist Laloux überzeugt, erlangen sie ein anderes Bewusstsein und Selbstbild, das er mit dem Farbcode türkis (engl. «teal») auszeichnet: Zu einem Selbstverständnis als lebendiger Organismus. In seinem Stufenmodell unterscheiden sie sich damit von postmodernen oder grünen Organisationen, die sich am Bild der Familie ausrichten. Aber auch von modernen (bzw. orangen) Unternehmen, die nach einem maschinellen Prinzip funktionieren; von traditionellen oder gelben Institutionen, die stark auf Stabilität und Kontrolle ausgerichtet sind wie etwa die Armee und schliesslich auch von den mit dem Farbcode rot bezeichneten Stammesgemeinschaften, die auf einen autoritären Anführer ausgerichtete sind.
 
Wie Laloux betont, sind all diese Formen in der heutigen Wirtschaft und Gesellschaft präsent – und je nach dem auch absolut angemessen. Selbstorganisierte Arbeitsformen stellen die Mitarbeitenden auch vor grosse Herausforderungen , denen nicht alle gewachsen sind: Wer sich jahrelang an eine ausgeprägte Hierarchie gewöhnt hat, wird nicht über Nacht zum sich selbstorganisierenden Teamplayer. Das bemängeln auch die Kritiker von Laloux und seinen Ansätzen. Für Führungskräfte, die ihre Unternehmen weiterentwickeln wollen, dürfte Reinventing Organizations trotzdem weiterhin eine unverzichtbare Ressource darstellen – und sei es nur, um die eigene Einstellung zu überprüfen.
 
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Interessierte können eine englischsprachige, illustrierte Fassung des Buches zu einem selbst wählbaren Preis («Pay-what-feels-right») auf der Website www.reinventingorganizations.com herunterladen. Der Austausch zu neuen Ansätzen wie diesem wird auf The 5th Floor gefördert – mit einem innovativen Umfeld und interessanten Mieter/innen. Kontaktieren [Link zu Kontaktformular!] Sie uns für mehr Informationen.